Nach dem Totalabschreiber von Credit Suisses AT1-Anleihen dürften sowohl die Regulierung wie auch die Volatilität im High-Yield-Bereich zunehmen. Davon geht Sandro Näf von Capital Four aus. Nichtsdestotrotz blickt er verhalten optimistisch auf die kommenden Monate.
Der europäische High-Yield-, Leveraged-Loans- und Private-Debt-Markt wächst seit 2001 um durch-schnittlich 12.9% pro Jahr. Mit dem Totalabschreiber von Credit Suisses AT1-Anleihen hat die Ner-vosität im Markt zugenommen. Während die EU-Aufsichtsbehörden bekräftigen, dass das harte Ei-genkapital vor AT1-Anleihen abgeschrieben werden soll, ist die Klagewelle von Gläubigern, die mit ihren AT1-Anleihen der Credit Suisse einen Totalverlust machten, nach wie vor hängig. Damit bleibt die genaue Zukunft der Anlageklasse unklar.
Gut möglich aber, dass die Regulierung zunehmen dürfte. Davon geht Sandro Näf, CEO und Co-Founder von Capital Four und Portfoliomanager von Nordeas European High Yield Bond- und Flexible Credit-Strategien, aus, wie er an einer Präsentation in Zürich erklärte. Insbesondere erwartet er, dass der Fokus auf die Liquidität und den Finanzierungsmix der Banken zunehmen könnte. Es dürf-ten künftig also strengere Kapitalanforderungen gelten, was die Eigenkapitalrendite der Banken ver-ringern würde. Auch erwartet Näf höhere Finanzierungskosten. Dennoch könne es seiner Meinung nach auch in Zukunft spannend sein, in CoCo-Bonds von gut kapitalisierten, rentablen Banken zu investieren.1
Höhere erwartete Ausfallraten in den USA
Ein Blick auf den bisherigen Jahresverlauf wie auch auf die vergangenen 15 Jahre offenbart deutli-che Unterschiede zwischen dem europäischen und US-amerikanischen High-Yield-Markt. Während die Ausfallrate im bisherigen Jahresverlauf in den USA bereits einen Stand von rund 1.6% erreichte, liegt Europa deutlich zurück. Hochrechnungen zeigen allerdings, dass die Ausfallraten auch auf dem alten Kontinent hochschnellen, allerdings auch dann noch unter dem Niveau in den USA liegen dürf-ten.
Anders sieht es bei den Leveraged Loans aus. In diesem Segment wurden 2023 im europäischen Markt bereits deutlich mehr Ausfälle verzeichnet. Per Ende April lag Europa sogar leicht vor den USA.
Nach wie vor relativ gute Aussichten
Capital Fours Modelle prognostizieren für den europäischen High-Yield-Markt einen Höhepunkt der Ausfallrate von 2.25% bis 2,5% in den nächsten 12 bis 24 Monaten. Sollte entgegen aktueller An-nahmen die Rezession moderat oder sogar schwer ausfallen, könnten die Ausfallraten jedoch auf knapp 4% bzw. 6,5% klettern. Bei den europäischen Leveraged Loans dürfte der Peak bei 3% bis 3,5% liegen.1Quellen: Credit Suisse, JP Morgan, Deutsche Bank, S&P, Moody’s, Capital Four. Stand: 30.04.2023.
Die Aussichten für Fixed-Income-Investoren seien aber nicht schlecht, so Näf. In der Vergangenheit hätten Spreads über dem aktuellen Niveau in der Regel zu attraktiven 3-Jahres-Renditen geführt. Bei einer erwarteten Ausfallrate von 3% und einem Spread-Niveau von 507 Basispunkten könnte in den nächsten zwölf Monaten gemäss einer Sensitivitäsanalyse von Capital Four eine Rendite von 6,4% erreicht werden.1